Die Werksbahn
Mürzzuschlag, am Zusammenfluss des aus Richtung Semmering vom Fröschnitztal her fließenden Fröschnitzbaches mit der wasserreichen Mürz gelegen, war seit jeher ein Ort der Eisenerzeugung und Eisenverarbeitung.
Das Recht Eisen zu verarbeiten
Noch bevor 1862 Johann E. Bleckmann das hier seit dem 16. Jahrhundert bestehende Hammerwerk erwarb, gab es in der Gegend bereits Schmelzhütten, Waffen- und Werkzeugschmieden. Das nahe Neuberg mit seinem Erzvorkommen lieferte den Rohstoff dazu. Aus der waldreichen Gegend rund um Neuberg kam auch das Holz und später wurde Kohle aus dem Feistritztal bezogen.
Die wichtige Anbindung an das Eisenbahnnetz, an die Südbahn 1857 und ab 1872 die Verbindung von Bruck an der Mur über Leoben nach Vordernberg, von wo aus das Eisenerz vom Steirischen Erzberg nach Mürzzuschlag transportiert werden konnte.
Hammerwerke Bleckmann
J.E. Bleckmann begann einen, über Jahre dauernden Ausbau seines Werkes mit einer Gießerei, einem Presswerk, einem Dampfhammer und einem Siemens-Martin Stahlwerk. 1889 erfolgte die Betriebsaufnahme im nahegelegenen Werk Hönigsberg, ebenfalls mit Press- und Stahlwalzwerk und die Gleisanbindung zur Südbahnstrecke sollte nun auch mit dem Hönigberger Werk hergestellt werden. 1890 wurde daher eine schmalspurige 760mm Werksbahn zwischen den beiden Werken gebaut.
Industriellenfamilie Schoeller
Die Industriellenfamilie Schoeller war nicht nur in Mürzzuschlag tätig, sondern gründete auch mit Hermann Krupp in Berndorf eine Metallwarenfabrik, eine Dampfmühle in Ebenfurth und erwarb Eisen- und Hammerwerke in Vordernberg, Trofaiach, Turnau, Murau und Unzmarkt. Zum Schoeller-Imperium gehörten noch eine Brauerei in Hütteldorf, das Steinkohlenwerk in Grünbach und die Zellulose Fabrik in Hirschwang. 1862 konzentrierte Schoeller die Industriebetriebe in Ternitz und fusionierte 1924 mit den Bleckmann-Werken in Mürzzuschlag. Daraus entstand die Schoeller-Bleckmann Stahlwerke AG.
Schoeller-Bleckmann Stahlwerke AG
In den 1930er Jahren wurde zwischen den beiden Werken ein „beschränkt öffentlicher Verkehr“ eingerichtet um die Beschäftigten zu ihren Arbeitsstellen zu bringen. In der eigenen Werkstätte wurden dafür kleine schmalspurige Personenwagen gebaut.
Die Lokomotiven
Als Triebfahrzeuge wurden verschiedene Typen angeschafft. Auf den Normalspurgleisen war bis 1940 die Lokomotive „HEINRICH“ im Einsatz. 1920 wurde die 3achsige Lok „PHÖNIX“ angeschafft. Sie steht heute als Denkmal an der Nordeinfahrt von Graz, in Gösting. 1941 kam es zum Kauf einer 2achsigen Werklok der Floridsdorfer Lokomotivfabrik. Es war dies der Prototyp der Kriegsdampflok KDL 8. Sie wurde bald an das Werk in Ternitz abgegeben. Heute steht sie noch als 88.103 bei den Kärntner Nostalgiebahnen auf der Strecke Weizelsdorf-Ferlach in Betrieb. Eine weitere Anschaffung, ebenfalls von der Floridsdorfer Lokomotivfabrik, wurde 1951 mit der 3achsigen Dampflokomotive „DIE NEUE“ getätigt. Diese Lok wird seit 1987 im Eisenbahnmuseum Ampfelwang in Oberösterreich präsentiert. Als letzte Neuerung kam 1981 eine dieselhydraulische Verschublokomotive Faur LDH 70, vom Werk „23. August“ in Bukarest. Es handelt sich dabei um, nach deutscher Lizenz gebaute, 700 PS starke, 4achsige Lokomotive.
Die Schoeller-Bleckmann Stahlwerke hatte auch für den Schmalspurbetrieb einige Lokomotiven. Diese waren allesamt nach den Vornamen Bleckmann´scher Familienmitglieder benannt. Neben „Hans“ standen auch „Richard“, „Fritz“, „Wolf“, „Ida“, „Lotte“ und „Regine“ („Regerl“) in Betrieb. 1971 wurde mit „Wolf“ die letzte der Lokomotiven außer Dienst gestellt. Für die Schmalspurbahn wurde 1963 noch eine weitere Lokomotive angeschafft. Eine 100 PS starke, 2achsige dieselmechanische Lokomotive der Jenbacher Werke. Diese Lokomotive ist heute Gurktaler Museumseisenbahn Treibach/Althofen-Pöckstein in Verwendung.
Die Lokomotive Wolf "Museum alter Maschinen" in Žamberk in Böhmen (Senftenberg).
Die letzten Zeugnisse der Schmalspurbahn Mürzzuschlag-Hönigsberg sind die Lok Hans samt Personenwagen im SÜDBAHN Museum Mürzzuschlag.