Start der neuen Direktverbindung Wien - Ljubljana - Triest
Start der neuen Direktverbindung Wien – Ljubljana – Triest
Eine kaiserlich-königliche Verbindung kehrt zurück
Täglich mit dem Eurocity von Wien über Graz und Ljubljana direkt nach Triest
Mit diesen Slogans wirbt die ÖBB derzeit für die mit 11. Juni 2021 wieder ins Leben gerufene direkte Zugverbindung von Wien nach Triest. Der EC 151/134 ermöglicht nun täglich ohne Umstieg von Wien direkt an die Adriaküste zu fahren und sich von der schönen Landschaft während der Fahrt inspirieren zu lassen. In Mürzzuschlag ist natürlich ebenfalls Halt!
Eine kaiserlich-königliche Verbindung kehrt zurück
Damit kehrt eine der wichtigsten Zugverbindung aus Kaiserszeiten zurück – so fährt der EC auf derselben Strecke der einstigen „k.u.k. privilegierte Südbahn“.
Die erste durchgehende Direktverbindung von Wien nach Triest fand am 27. Juli 1857 statt. In der 'Illustrirten Zeitung' vom 22. August 1857 ist zu lesen, dass
„… der Kaiser persönlich die neue Weltverkehrsader, die größte, welche Oesterreich bis jetzt besitzt, eröffnet (hat), begleitet von den Erzherzogen Karl Ferdinand, Wilhelm, Leopold und Rainer, den Ministern v. Bach, v. Bruck, v. Kempen und v. Toggenburg. Um 9 ½ Uhr am Morgen des 27. Juli berührte der kaiserliche, von Laibach heranrollende Zug die Grenze des Küstenlandes, um 10 ¼ Uhr fuhr er nach der Triester Zeitung in den Bahnhof ein, begrüßt von den rauschenden Klängen der Volkshymne, dem Donner der Batterien des Hafens und des Forts und tausendfachen Jubelrufen. Die Lokomotive „Miramar“, geführt von dem Betriebsdirektor der südlichen Staatseisenbahn, Ministerialrath Ritter v. Schmid, war mit den Namenschiffren JJ.MM., dem Reichsadler und dem Wappen der Stadt Triest geschmückt und mit Blumengewinden reich dekorirt…“ (1)
Bereits ein Jahr davor – ab dem 10. Mai 1856 – verkehrte zwischen Wien und Ljubljana der erste echte Schnellzugverkehr der k.u.k. Monarchie. Wien wurde um 8.55 Uhr verlassen und in Ljubljana war um 19.33 Uhr Ankunft. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34 km/h wurde das Ziel erreicht. Der Zugverkehr wurde mit der durchgehenden Verbindung ab 1857 im Laufe der Jahre stetig aufgestockt. 1871 war die Stadt Triest, die sich zum wichtigsten Hafen der Monarchie entwickelte, mit der Residenzstadt Wien bereits mit einem Expresszug und zwei Postzügen täglich verbunden. Der Express benötigte 15 Stunden (40 km/h) und die Postzüge 23 Stunden (25 km/h). Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zählte diese Verbindung zu den Wichtigsten in der Doppelmonarchie. 1911 gab es sogar neben den Tagesschnellzügen mit Speisewägen auch noch zwei Nachtzüge mit Schlafwägen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam diese älteste österreichsiche Schnellzugverbindung komplett zum Erliegen. (2)
TS 183 "Miramare"
Ab den 1950er Jahren gab es erneut Pläne diese Route durchgehend zu befahren. Mit dem TS 183 „Miramare“ wurde dieser Plan zum Sommerfahrplan von 1962 in die Tat umgesetzt. Der „Miramare“ verließ Wien um 12.45 Uhr und erreichte Triest um 22.48 Uhr. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 58,5 km/h erscheint doch sehr gering lässt sich aber erklären aufgrund von Fahrzeitreserven, welche eingerechnet wurden; sechs längeren Aufenthalten in Österreich; Oberbaubedingte Langsamfahrstellen im ehemaligen Jugoslawien; durch die Steilrampen an der Küste und nicht zu vergessen die viermalige Pass- und Zollkontrolle. Der „Miramare“ hatte von Anfang an ein großes Handicap – die Visavorschriften. So wurde die Zugverbindung bereits im Mai 1963 wieder eingestellt. (3)
Täglich mit dem Eurocity von Wien über Graz und Ljubljana direkt nach Triest
Nach nunmehr 58 Jahren ist es nun endlich wieder soweit! Der EC 151/134 Wien Hbf – Trieste Centrale verkehrt täglich ab 11.06.2021. Als EC 151 bis Ljubljana, danach weiter als EC 134 bis Trieste Centrale. Fahrdauer: 8:54 Stunden. Der EC 135/150 Trieste Centrale – Wien Hbf verkehrt täglich ab 12.06.2021. Als EC 135 bis Ljubljana, danach weiter als EC 150 bis Wien Hbf. Fahrdauer: 8:59 Stunden.
Die feierliche Premierenfahrt
VertreterInnen der ÖBB, SŽ und Regione Autonoma Friuli Venezia Giulia haben die Premierenfahrt des Zuges zum Anlass genommen und seine Wiederaufnahme gebührlich gefeiert.
„Wir als ÖBB arbeiten stetig daran, dass unsere Fahrgäste sowohl im Tagzug- als auch im Nachtzugverkehr klimafreundlich und komfortabel, das heißt auch mit wenig oder gar keinen Umstiegen, in ganz Europa unterwegs sein können. Es freut mich, dass wir 164 Jahre nach dem ersten Zug nun diese lang ersehnte Direktverbindung von Wien über Ljubljana nach Triest wiederbeleben können. Damit verbinden wir drei großartige europäische Städte, die mit einem so vielfältigen kulturellen Angebot auf unsere Fahrgäste warten“,
so ÖBB CEO Andreas Matthä. Darja Kocjan, MSc, Direktorin von SŽ-Personenverkehr:
"Mit der heutigen ersten Zugfahrt auf der Strecke Wien - Ljubljana - Triest haben wir den ersten Schritt zur Wiederbelebung der Verkehrsströme gesetzt, die nicht nur für die drei benachbarten Bahnverwaltungen, sondern auch für den weiteren geografischen Raum sehr wichtig sind. Mit der Vereinbarung über die Errichtung einer neuen Bahnverbindung haben wir die bereits gute Zusammenarbeit mit den ÖBB und der Region Friaul-Julisch-Venetien weiter aufgewertet. Mit dieser Bahnverbindung bieten wir den Fahrgästen ein, sicheres, freundliches und umfassendes Transportservice vom, Heimatort zum gewählten Zielort. Mit seiner unberührten Natur, den unzähligen schönen Orten, dem Meer und den Bergen ist Slowenien wie geschaffen dafür, mit dem Zug entdeckt zu werden. Schließlich wollen wir den Fahrgästen bewusstmachen, dass sie mit ihrer Entscheidung, mit der Bahn zu reisen, auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung leisten."
" Der Kampf gegen den Covid hat Wunden in unserer Gesellschaft hinterlassen, unsere Volkswirtschaften geschädigt und unsere Freiheit für lange Zeit eingeschränkt. Heute ist nicht nur die Einweihung einer Bahnverbindung wichtig, sondern sie ist auch ein konkretes Signal der Rückkehr zur Normalität: jetzt sind Triest, Wien und Ljubljana mit einer Bahnverbindung näher und die Strecke der seit 1857 aktiven Ferrovia Meridionale wiederentdeckt. Wir können mit neuem Optimismus in die Zukunft blicken: die Initiative der ÖBB belebt die Partnerschaft zwischen Friaul-Julisch-Venetien, Österreich und Slowenien neu. Die neue Zugverbindung wird unsere Handelsbeziehungen stärken und unsere Gebiete auf einem Weg der Entwicklung mit nachhaltiger Mobilität wieder in das Zentrum Europas bringen. Friaul-Julisch Venetien ist ein ideales Reiseziel für seine zahlreichen touristischen, historischen, architektonischen, gastronomischen und kulturellen Attraktionen",
so Graziano Pizzimenti - Regionalassessor für Infrastruktur, Regione Autonoma Friuli Venezia Giulia. (4)
(1) Illustrirte Zeitung, 22. August 1857 S. 127
(2) Eisenbahn, Ausgabe 7, 1962, S. 142
(3) detto
(4) ÖBB Presse