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Ein Austro Daimler Triebwagenrelikt aus Schweden

Im Jahre 1934 hat die schwedische Lokomotivfabrik Nydqvist & Holm AB, NOHAB genannt, in Trollhättan, einen Triebwagen mit einem Laufwerk nach einem Patent der Austro Daimler-Puchwerke A.G., kurz Austro Daimler, gebaut.

Luftreifensystem

In den 1930er Jahren hatten die Eisenbahnverwaltungen verschiedene Systeme von leichten Triebwagen für den Schnellverkehr erprobt, um den aufkommenden Verkehr mit PKWs und Flugzeugen Paroli bieten zu können. Das von Austro Daimler geschaffene Luftreifensystem war die österreichische Antwort auf die in Europa und Nordamerika entwickelten Schnelltriebwagen von Michelin, Bugatti, Kruckenberg sowie auch Mac Keen und Brill.

Der von NOHAB gebaute Triebwagen war für die schmalspurige Vorortebahn Stockholm-Roslagens Järnväg (SRJ) bestimmt und bekam als Einzelstück die Betriebsnummer 103. Die Gleisanlagen der SRJ haben die, in Schweden bei vielen Nebenbahnen verbreitete Spurweite von 891mm. Das sind 3 schwedische Fuß. Dieses Spurweitenmaß ist nicht zu verwechseln mit 948mm, das sind 3 österreichische bez. Wieder Fuß, wie sie von der Lokomotivfabrik Wenzel Günther in Wiener Neustadt, 1854 für die Baubahn der Wiener Neustädter Militärakademie angewandt wurde, und mit 914mm, das sind 3 englische Fuß, für den anglikanischen Raum. Die Firma NOHAB hat auf Grund einer Lizenz von Austro Daimler ein Laufwerk mit Luftreifen, die in einer, als Eisenbahnspurkranzrad ausgebildeten Trommel liefen, für den Bau des Triebwagens SRJ 103 gebaut. Austro Daimler hatte zwei Varianten dieses Laufwerkssystem zum Patent angemeldet. Beim Typ I, das bei fast allen uns bekannten Triebwagen von Austro Daimler angewandt wurde, waren die Luftreifen angetrieben. Beim Typ II, das NOHAB gewählt hat, waren die Stahlräder angetrieben und die Luftreigen diensten im Wesentlichen neben den Blattfedern einer verbesserten und zusätzlichen Abfederung des Fahrzeuges. Der Typ II ist sonst nur bei einem Triebwagen in Ecuador, der von Austro Daimler gebaut wurde, angewendet worden.
Der 21m lange Triebwagen SRJ 103 war vierachsig und hatte zwei Drehgestelle. Als Antrieb waren zwei, nach einem Motorwechsel zuletzt eingebaute 6 Zylinder Scania-Vabis Benzinmotore mit je ca. 90 PS Leistung, eingebaut worden. Jeweils ein hydraulisches Getriebe vom Typ Lysholm-Smith diente zur weiteren Kraftübertragung. Im Fahrgastraum waren 64 Sitzplätze angeordnet und in den Einstiegsbereichen noch zusätzlich 6 Plätze. Als Höchstgeschwindigkeit waren 80km/h zugelassen.

Objekt des Monats April

Im Jänner 1939 brannte der Triebwagen wegen einer defekten Benzinleitung aus. Ein Drehgestell ohne Motor, blieb jedoch erhalten und kam in ein schwedisches Eisenbahnmuseum. Es war jahrelang unbeachtet im Freien, an verschiedenen Standorten abgestellt. Durch das freundliche Entgegenkommen des Vereins „Museiföreningen Stockholm – Roslagens Järnvägar“ konnte im November 2021 das Drehgestell mit den originalen, gut erhaltenen „Semperit Schienenreifen“ nach Österreich überstellt werden. Es kann jetzt im SÜDBAHN Museum Mürzzuschlag auf einem kurzen Gleisstück besichtigt werden. Es zeugt nun, nahe seinem Entwicklungsstandorts Wiener Neustadt, vom Ideenreichtum österreichischer Techniker in den 1930er Jahren bei Austro Daimler.

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Objekt des Monats 2022

JÄNNER Die Semmeringbahn

FEBRUAR Austro-Daimler Feldbahnmotor

MÄRZ Das Pferd