Mürzzuschlag – Graz
Die erste k.k. Staats-Eisenbahn fuhr durch die Steiermark
Am 21. Oktober 1841 wurde in der „Wiener Zeitung“ die allerhöchste Entschließung Sr. Majestät bekannt gegeben: „Daß auf die Zustandebringung der für die Staats-Interessen wichtigsten Eisenbahnen von Seite der Regierung directer Einfluß genommen werde, ohne die Privat-Betriebsamkeit, da, wo sie sich als nützlich bewähre, auszuschließen.“ Unter denen als Staatsbahnen bezeichneten Linien war auch jene von Wien nach Triest.
Objekt des Monats
Im Oktober stellen wir die gesamte Eisenbahnstrecke von Mürzzuschlag nach Graz als Objekt des Monats vor! Die erste Staatseisenbahn Österreichs fuhr durch die Steiermark und zwar von Mürzzuschlag aus nach Graz!
So begann die k.k. südliche Staatsbahn im August 1842 unter der Leitung von Carl von Ghega mit dem Bahnbau zwischen Mürzzuschlag und Graz. Dabei wurden erstmals in Europa Radien bis zu 280 m trassiert. Die Trassenführung war durch Flussläufe vorgegeben. Zahlreiche Kunstbauten und umfangreiche Bergabtragungen waren nötig. Eisenbahnbau war zu jener Zeit schwerste Handarbeit. Umso erstaunlicher die kurze Bauzeit von 66 Bauwochen, das sind 396 Arbeitstage (darunter 27 Regentage). Bis zu 14.000 Menschen fanden zeitweilig beim Bau Beschäftigung.
Technische Details von 1844
- Gesamtlänge 94,840 Kilometer
- Erdbewegung beim Unterbau 4,270.680 m³
- Gebrochene und gesprengte Felsen 589.248 m³
- Mauerwerk 156.860 m³
- Quader- und Hausteinverkleidungen 3.013 m³
- Stützmauern an Berglehnen 8.301 m
- Wandmauern 5.730 m
- 10 Brücken
- 383 Straßen- und Wegübersetzungen, Durchlässe für Wege, Bäche und Abzugkanäle
- 15 Bahnhöfe
Die Badelwand bei Peggau
Die Galerie bei der Badlwand bei Peggau stellte die größte Herausforderung – technisch und menschlich – entlang der Strecke dar. Die Felsen wurden von italienischen Arbeitern von oben herab fast senkrecht abgearbeitet. Bis zu 1500 Menschen hangen an der Wand und bohrten Löcher und legten Minen. Am Abend wurden die Minen gesprengt.
„Diese Gallerie besteht aus einer nahe an 380 Meter langen Bogenstellung mit überwölbter Decke, welcher einerseits der Fels, andererseits Quaderpfeiler von mehr als Klafterdicke zu Widerlagern dienen. Es sind 35 Bogen, jeder 7,58 Meter breit und 8,53 Meter hoch; die bahn zieht in einer Krümmung 365,93 Meter lang unten durch. Oben darüber aber führt die Poststraße durch diesen fast schauerlichen und beinahe immer von einem scharfen Luftzuge durchwehten Paß. Gewaltige Stützmauern am Eingange und am Ausgange, zusammen bei 570 Meter lang, bilden die beiden Endpunkte der Gallerie.“
Josef Andreas Janisch Topografisch-statistisches Lexikon der Steiermark mit historischen Notizen und Anmerkungen Bd. 2 Graz 1885
Wo Thatkraft sich und Willensadel einen
Dem Hochentschlusse fester Sinn gestellt,
Da weicht der Wahrheit das Unmöglichscheinen,
Und, dankend, ihren Beifall zollt die Welt.
(Der Feier des 21. October 1844, dem Eröffnungstage der k.k. Staatseisenbahn, geweiht. Eduard Habel)
Am 21. Oktober 1844 fand die feierliche Eröffnung unter Beisein von Erzherzog Johann und Carl Ghega statt. Der Festzug von Mürzzuschlag nach Graz wurde von der Lokomotive „Gratz“ gezogen. Der Zug wurde entlang der Strecke überall feierlich empfangen und benötigte für die Strecke 3 Stunden und 21 Minuten (Fahrtzeit 2 Stunden 42 Minuten). Die Festgäste trafen um 12.45 Uhr in Mürzzuschlag ein. Begrüßt von der Bevölkerung, den Gebirgsjägern und Bergknappen. Der Bahnhof war mit Reisig und Fahnen dekoriert. Die Personenhalle wurde zu einem Festsaal umdekoriert und ein „glänzendes Dejeuner“ (Mittagessen) veranstaltet. Um 14 Uhr startete der Festzug Richtung Graz. Das Stationsgebäude von Mürzzuschlag wurde als Bahnhof 1. Kategorie gebaut: mit verputzter Außenfassade und gemauerter Personenhalle für die Personenzüge.
Objekte des Monats 2024
JÄNNER Malerischer Atlas
FEBRUAR E-Lokomotive 1040.10
MÄRZ Der Pferdeomnibus
APRIL Die Steinbrück
MAI Modell Wiener Südbahnhof in H0
JULI Modelle von Signalen
AUGUST Kleindraisine D V P
SEPTEMBER Silbermünze